Portrait Andreas Pecht

Andreas Pecht – Kulturjournalist i.R.

Analysen, Berichte, Essays, Kolumnen, Kommentare, Kritiken, Reportagen – zu Kultur, Politik und Geistesleben

Kategorie: Quergedanken

  • Die 68er sind an allem schuld

    Mein Freund Walter ist ein Albtraum für die Wirtschaft. Denn: Er kauft nicht, weil es etwas (Neues) gibt, sondern wenn er etwas braucht. Folglich gibt er für Bücher und Wirtshausbesuche häufig Geld aus, für Klamotten nur gelegentlich und für technisches Gerät ausgesprochen selten. So kocht er Espresso seit seiner ersten Liebesnacht mit dem Dampfdruckkännchen, und…

  • Bombenstimmung im Centralpark

    Städtische Ratten und Vögel jubilierten. So etwas hatten beide lange nicht erlebt: Ihre Mitbewohner von der zweibeinigen Säugergattung flohen das Rhein-Mosel-Biotop, statt sich, wie sonst am 11.11., mit Trärä beim ersten Vorspiel zur Enthemmungs-Session zu verlustieren. Koblenz fiel in eine so tiefe Sonntagsruhe, als habe es eben das von Bibel und Arbeiterbewegung aufgestellte Gebot „am…

  • Es lebe der kleine Unterschied

    Let´s talk about sex. Will sagen: Lasst uns zu den wichtigen Dingen des Lebens kommen. Die beginnen wo? Bei den Unterschieden zwischen Männern und Frauen, etwa. Diese finden, im Grundsatz, Gefallen aneinander, obwohl sie sich bisweilen nicht mal über den Sinn einzelner Wörter verständigen können. Betrachtet SIE „Kuscheln“ als Wert an sich, ist es für…

  • Leben ist aller Laster Anfang

    Freund Walter hat ein Laster. Falsch: Er hat etliche. Essen, Trinken, wechselnd Lieben, Widerworte geben, nie Krawatte tragen… Und: Ordentlich dem Tobak zusprechen, darin Schiller und  Thomas Mann, Herrn Brecht, Churchill, Helmut Schmitt oder mir folgend. Ach, wir sind allesamt Schweine, Schwächlinge, Abschaum – und deshalb dankbar, dass Sabine Bätzing für unser Heil und die…

  • Seid Sand im Getriebe!

    Das Leben könnte so einfach sein, würde man sich nicht mit Skepsis gegenüber dem Mainstream herumplagen. Ließest du dich treiben im Hauptstrom zeitgenössischen Denkens, du wärest der Grübeleien ledig. Denn im Mainstream ist alles vorgedacht. Verkürzte Schulzeit und bis 67 verlängerte Arbeitszeit treten als unausweichliche Vernunftlösung auf. Privatisierung von Post, Bahn, Müllabfuhr, Wasserwerken und bald…

  • Der Kritiker, das unbekannte Wesen

    Gefragt, ob Literat und Literaturkritiker auch Freunde sein können, pflegt Marcel Reich-Ranicki zu antworten, sinngemäß: Im Ausnahmefall ja, sofern der Kritiker niemals Bücher des Freundes rezensiert. Im Regelfall nein, weil Schriftsteller nur gelobt werden wollen – immer, alle. Was MRR aus Erfahrung für die Poeten anführt, lässt sich auf sämtliche Kunstsparten übertragen: Künstler wollen gelobt…

  • Allweil wieder die Gretchen-Frage

    Es gibt unter den Lesern meines Geschreibsels einige ältere Damen. Die sind nett, soweit sich das aus der zeitweiligen Korrespondenz ersehen lässt. Oft waren ihre Zuschriften voll des Lobes. Bei einer Sache allerdings entwickelten meine Lieben eine nachgerade zudringliche Fürsorglichkeit: Sie sorgten sich um mein Seelenheil. Was ich mir verbat. Vergeblich. Die Ladies mochten partout…

  • Leitkultur hinterm heiligen Damm

    Da fährt einem doch der Schreck in die Glieder, wenn zur Feierabendzeit plötzlich das Telefon klingelt und einem jemand ins Ohr flötet: „Herzlichen Glückwunsch, sie haben gewonnen!“  Von echtem Gewinn dann keine Spur – man soll Geld ausgeben. Selbst die liebreizende Frauenstimme ist Täuschung, wie du schnell merkst, willst du dich mit der Dame privatim…

  • Ein Prosit auf den Pragmatismus

    „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, hat Altkanzler Helmut Schmidt mal gesagt. Das Spiel mit der Doppelbedeutung des Wortes „Visionen“ ist indes kein kluges. Da werden ernsthafte Zukunftsentwürfe in Verruf gebracht, indem man sie mit pathologischer Fantasterei in einen Topf schmeißt. Das klassische Politik-Verständnis wird so seiner wichtigsten Aufgaben beraubt: Frühzeitig eine Vorstellung von…

  • Frühlingsglaube und Leberwurstbrot

    „Die Welt wird schöner mit jedem Tag, /  Man weiß nicht, was noch werden mag. / Das Blühen will nicht enden. / Es blüht das fernste, tiefste Thal/ Nun, armes Herz, vergiß der Qual! / Nun muß sich alles, alles wenden.“                                        *** Nur zu gerne hören wir die Verse aus Ludwig Uhlands Gedicht „Frühlingsglaube“.…

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