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von Andreas Pecht • freiberuflicher Publizist/Journalist |
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Geschrieben im März 2011: |
Guten Tag allerseits, |
28.3. Soeben mit einiger Verzögerung auch fertig geworden: Kritik der Inszenierung von Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" durch Ricarda Beilharz am Staatstheater Wiesbaden. ∇ Zur Kritik hier *** Zu den Landtagswahlen in BaWü und RLP ist und wird von allen (fast) alles gesagt. Es braucht an dieser Stelle nicht noch eine umfassende Analyse. >>Einen knappen Überblick über die Kommentierungs-Tendenz in den Zeitungen (hier). ∇ Nur ein paar kurze, etwas aus dem Kommentierungs-Mainstream fallende Anmerkungen noch zu den Wahlen (hier) Ergänzung am Nachmittag: Ja, mich freuen die Wahlergebnisse vom Wochenende. Aber nicht etwa, weil die grüne Partei "historische Siege" (puh!) eingefahren hätte. Sondern weil darin - auch jenseits von Parteipräferenzen - ein eindeutiges und kompromissloses Votum so vieler Menschen gegen die Atomtechnik zum Ausdruck kommt. *** Nachtrag zur gestrigen Meldung über "zehnmillionfach erhöhte Radioaktivität am AKW Fukushima": Die japanische Betreiberfirma hat die von ihr stammende Angabe inzwischen widerrufen: Die Radioaktivät läge nur um das Hunderttausendfache über Reaktor-Normal; man habe falsch gemessen und/oder falsch gerechnet. Es ist überaus beruhigend, dass die Verstrahlung den Normalwert "nur" um das Hunderttausendfache überschreitet. Noch beruhigender ist, dass für die gefährlichste Technik auf Erden Verantwortliche nicht richtig messen und nicht richtig rechnen können. Gestern kam in einer Runde die Frage auf, warum der japanische Staat bei der Reaktorkatastrophe wie auch beim übrigen Katastrophenmanagment der Tsunami-Folgen so ein schwaches Bild abgäbe. Ein wesentlicher Teil der Antwort ist in dem Umstand zu finden, dass wohl in keinem anderen Land der westlichen Hemisphäre die Privatisierung und Kommerzialisierung der Öffentlichen Angelegenheiten so weit fortgeschritten ist wie in Japan. Kritiker vertraten schon vor Jahren die These: Japan sei als Staat oder Nation nur noch eine idealisierende Reminiszens auf die Vergangenheit; de facto handle es sich bei Japan heute primär um ein Konglomerat aus Konzernen. Will sagen: Der japanische Staat gibt nicht einfach ein schwaches Bild ab, er ist schwach, weil als Sachwalter des Gemeinwohls und oberste Macht im Land kaum noch existent: Verhökert an ein privatökonomisches Oligopol - Realität gewordene neoliberale Utopie. *** Ein schönes Orchesterkonzert am gestrigen Sonntagnachmittag im Koblenzer Görreshaus erlebt - bevor der aufregende Wahlabend losging. Ich war überrascht von den extremen Tempokontrasten, mit denen Wolfram Christ Mozarts Cassation G-Dur interpretierte. ∇ Das Manuskript meines Einführungsvortrages ist hier nachzulesen. 27.3. Das abstumpfende alltägliche Gerede um "Schäden" hier, "Probleme" da im Zusammenhang mit dem AKW Fukushima ist irreführend. In Wahrheit hat niemand mehr die Katastrophe auch nur halbwegs im Griff, die Verseuchung der Region schreitet unaufhaltsam voran. Dass der Prozess nicht explosiv, sondern schleichend vor sich geht, vernebelt das Gefühl dafür. Wie sagte ein Freund gestern leider sehr zutreffend: "Die japanische Atomkatastrophe hat eben erst begonnen." Dazu passend die Nachricht von heutigen Morgen: "Radioaktivität am AKW Fukushima zehnmillionenfach erhöht". Etwas tröstend vor diesem düsteren Hintergrund, dass die deutsche Anti-AKW-Bewegung am Samstag richtig fett was auf die Beine gestellt hat: 250 000 Teilnehmer bei Demonstrationen in Berlin, Hamburg, Köln und München. Und jetzt gehen wir wählen! Dazwischen ein sattes Kulturwochenende für den Autor: Am Freitag Premiere der letzten Ballettproduktion von Anthony Taylor nach 29 Jahren am Theater Koblenz. (∇ Kritik zu "Alma, meine Seele" hier) Am Samstag im Staatstheater Wiesbaden ein knuffige Inszenierung von Bert Brechts "Der gute Mensch von Sezuan". Am heutigen Sonntag, nach Besuch des Wahllokals, schließlich der Einführungsvortrag zum 3. Görreshauskonzert in Koblenz. (Wiesbaden-Kritik und Vortragstext werden im Laufe des Montags hier eingestellt). 22.3. Das heute meistgebrauchte Sprichwort im deutschen Medienwald lautet: "Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis." Es wird benutzt - und das sehr treffend - zur Charakterisierung von Merkels Beschluss, der Bundesregierung zwecks Entscheidungsfindung einen Atom-Ethik-Rat zur Seite zu stellen. Es gibt Leute, die halten das für ein Zeichen größter Ernsthaftigkeit der Kanzlerin beim Bemühen, nach der Katastrophe von Fukushima zu einer vernünftigen Neubewertung der Atomtechnik und -politik zu kommen. Na dann. Da ist mir für den Augenblick doch das Theater die interessantere Beschäftigung. Auch wenn Klaus Weises Versuch in Bonn, Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" (∇ Kritik hier) als modernes Prekariats-Drama zu inszenieren, kaum überzeugender war als unlängst die altbackene Einrichtung des Stückes von Manfred Beilharz in Wiesbaden. 20.3. Es ist schon erstaunlich, wie gut ein fast zweieinhalbtausend Jahre altes Theaterstück gerade in diese turbulenten Tage hineinpasst: "Antigone" lenkt auch in der zeitlosen Inszenierung jetzt am Staatstheater Mainz ganz von alleine manchen Gedanken auf die arabische Revolution und die virulente Atomfrage. ∇Zur Antigone-Kritik hier 19.3. Die Welt verändert sich an mehreren Fronten so schnell, dass einem schwindelig wird, man bald nicht weiß, worüber zuerst nachdenken. Japan-Katastrophe, schwarzgelbes Atommoratorium, arabische Revolution, Libyen-Krise, schwarzgelbe Kriegsenthaltsamkeit. Seit heute nun Absetzbewegung der FDP-Führung vom vorgespielten Revisionskurs der Kanzlerin für die deutsche Atompolitik. Da haben die Liberalen wohl nachgerechnet, dass mehr als ihre zurzeit 5 Prozent herauskommen könnten, wenn sie sich als Auffangbecken für alle "nicht-hysterischen, vernünftigen" Befürworter von ausgedehnten AKW-Brückenlaufzeiten positionieren. Schon heute stelle ich die neuen "Quergedanken" ins Netz. Gedruckt wird die Monatskolumne zwar erst in einigen Tagen erscheinen, aber besondere Situationen (Japan-Katastrophe und Folgen) erlauben besondere Maßnahmen. ∇ Zu Quergedanken "Fürchtet euch nicht. Zürnt und handelt." 17.3. DRINGENDE LESEEMPFEHLUNG FÜR ALLE UND JEDEN!!! >>"Japans Lehre für die Welt. Die Menschheit muss jetzt umlernen. Dazu braucht es nicht einmal Mitgefühl, es reicht schon der Verstand." Dieser Leitartikel von Bernd Ulrich in der heute erschienen "Zeit" ist m.E. das wichtigste Nachdenkstück zur jetzigen Lage der Zivilisation, das deutsche Medien seit dem 11.3. hervorgebracht haben. 14.3. (früher Abend) Bundesregierung setzt für drei Monate die AKW-Laufzeitverlängerung aus. Was soll das? Sind das nur Worte, die real gar nichts bedeuten, so als würde man sagen, der Winter des Jahres 2020 wird jetzt mal für ein Vierteljahr ausgesetzt. Oder bedeutet das, dass die Altmeiler, deren Restlaufzeit nach dem ursprüglichen Ausstiegsmodell bereits rum ist, nun vom Netz müssen? Merkel tut, als wäre das so - will die Lage aber in den nächsten Tagen erstmal mit den Stromkonzernen erörtern. Und was geschieht nach den drei Monaten (und den bis dahin stattgehabten Landtagswahlen)? Gehen die Altmeiler dann wieder ans Netz? Da wird jede Menge heiße Luft verblasen, um eines erhofften wahltaktisch-psychologischen Effektes willen. Politische Trickserei, die glaubt, ein völlig verblödetes Volk vor sich zu haben, das beim Stromschalter nicht zwischen An und Aus unterscheiden kann. Neckarwestheim 1 und Isar I für drei Monate, vielleicht ganz abgeschaltet: Als Bauernopfer, um die nächsten Wahlen zu überstehen, vor allem Mappus in BaWü zu halten, und um die Laufzeitverlängerung für die übrigen AKWs zu retten. Das, Frau Bundeskanzlerin, wird so nicht funktionieren! An oder Aus lautet die Frage, die Deutschland klipp und klar beantwortet wissen will. Jetzt. Drei Monate Moratorium, um was tun? Schwarz-gelbes Nachdenken, wie man sich aus dem Atom-Schlamassel herauswinden kann? Zeit, um sich mit der Atomwirtschaft auf Entschädigungen zu verständigen, falls die Laufzeitverlängerung doch nicht zu halten ist. Oder vielleicht einfach Wartezeit, angefüllt mit der Hoffnung, die japanischen Reaktoren mögen nicht vollends durchgehen, um hinterher womöglich eine Stimmung zu schüren nach der Devise "ätsch, war halb so schlimm, wir haben die Technik doch im Griff"? Lektüreempfehlung: Kommentar spiegel-online >>weblink hier Kommentar süddeutsche-online >>weblink hier Kommentar stern.de >>weblink hier (Vormittag) Michael Fuchs war wohl vorerst der letzte Politiker hierzulande, der vermessen posaunte, die japanische Atomkatastrophe ginge die deutsche Atompolitik nichts an (s.u. 12.3.). Mit Blick auf die drohenden Auswirkungen von Fukushima aufs Wahlverhalten der Deutschen, legen jetzt schwarz-gelbe Atomkraftbefürworter demonstrativ die Stirn in nachdenkliche Falten oder wechseln gleich mit wehenden Fahnen die Fronten. Nach der verlogenen Devise: "Japan ändert alles; führt uns vor Augen, was wir zuvor nicht hatten wissen können." Die Allerletzten, die jetzt noch verzweifelt die vermeintliche Unfehlbarkeit deutscher AKWs hochhalten, sind deren Betreiber. Hier zwei typische Blüten für diese Verblendung - und wirklich beängstigend ist, dass die Verantwortung für die gefährlichste Technik, die es gibt, in den Händen solcher Ignoranten liegt: Jeder deutsche Reaktor ist auf jeden Fall besser ausgerüstet als der in Fukushima. (...) Die Lage in Japan ist einmalig. Eine Verkettung solcher außergewöhnlichen Naturkatastrophen ist für Deutschland nicht vorstellbar. (Ralf Güldner, Präsident des Deutschen Atomforums). In Japan war nicht das Erdbeben der Hauptschadensgrund, sondern der Tsunami - und so etwas gibt es in Deutschland nicht. (RWE-Chef Jürgen Großmann). *** Bei aller Tragik der Ereignisse doch ein Moment herzlichen Schmunzelns über eine treffliche Twitter-Botschaft, die meine Frühstückszeitung heute abgedruckt hat: "Atomkraft im Batteriebetrieb" klingt, als würde eine Armee von Duracellhasen gegen den Weltuntergang antrommeln. 13.3. Turbulenter Sonntag in der Klause des Autors. Mitten hinein ins Kritikschreiben über die weitgehend gelungene Uraufführung des schönen Stücktextes "Heimgesucht" von Sibylle Dudek am Theater Koblenz (∇ Kritik hier) platzte diese gern aufgegriffene Anfrage der Tageszeitungskollegen: "Kannst du uns noch heute ein essayistisches Nachdenkstück über den Atom-GAU in Japan schreiben." ∇ Das Ergebnis hier. Und damit es nun nicht wieder Gemecker gibt, ich hätte diesen oder jenen Aspekt gar nicht oder nicht hinreichend gewürdigt, der Hinweis: Der Japan-Artikel ist Teil eines großen Themenpaketes in der Zeitung, zu dem andere Kollegen Anderes beisteuern - thematische Begrenzung meinerseits deshalb unumgänglich. 12.3. Wer nicht weiß, was Hybris ist, was Verblendung, was vielleicht Verblödung, der höre den schier unfassbaren Satz, den Atomkraftpropagandist Michael Fuchs jetzt angesichts des GAUs in Japan von sich gegeben hat. Darin stecken alle drei Persönlichkeitszustände: "Es ist nicht berechtigt, aus den Ereignissen in Japan Rückschlüsse auf die Nutzung der Kernenergie in Deutschland zu ziehen." Eine solch perfide Art von Zynismus ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. 11.3. Zwischendurch geschwind hinunter nach Neuwied, um im dortigen Schlosstheater die Premiere von Lessings "Nathan der Weise" anzusehen. Da Xenophobie auf Basis religiös-kultureller Ressentiments in der realen Welt ständig neue Urstände feiert, passt das unsterbliche Stück auch diesmal auf gerade aktuelle Ereignisse: Hierzulande auf die neue, von der CSU losgetretene islamophobische Leitkultur-Kampagne. Schauspielerisch ist die Neuwieder Inszenierung erwartungsgemäß eine sehr bodenständige Angelegenheit. Nicht die große Spielkunst, erst recht nicht deren moderne Art; aber grundsolides, traditionelles Theaterhandwerk in der Stadttheater-Klasse. Manchmal ist mir das lieber als andernorts verquaste Versuche, zeitgenössisches Welttheater hinzukriegen, obwohl man es sichtlich nicht kann. ∇ Zur "Nathan"-Kritik hier 6.3. Da schreibt mir heute ein Leser, sinngemäß: Hey Autor, was treibst Du, machst Du etwa Fastnachtsurlaub? Libyen brennt, der Volksaufstand steht auf des Messers Schneide. Deutschland kriselt guttenbergisch weiter vor sich hin. Du aber schweigst Dich aus. Was soll das? Lieber Leser, von Urlaub kann keine Rede sein. Gewiss fiebern Herz und Hirn mit den Libyern; (die Guttenbergerei kann man indes auch übertreiben.) Leider aber ist der freie Publizist so frei denn auch wieder nicht: Hiesiges Läbbe geht weiter und Brot will verdient sein - bis zur Rente sind's noch 10 Jahre hin. Bei der Betextung eines Bildbandes über Schloss Stolzenfels drückt der Redaktionsschluss; der Theaterbetrieb in der Region schlägt sich im Kritikerkalender mit 7 Premieren alsbald nieder; das Saarland wartet auf einen Artikel über die "Hochwasser"-Ausstellung im Arp-Museum, die Heimatzeitung auf dreieinhalb Dutzend Bildungsseiten zur Menschheitsgeschichte; der Chef des RLP-Kultursommer soll interviewt werden; die nächsten "Quergedanken" wollen angedacht und der nächste Konzert-Einführungsvortrag will vorbereitet sein; die Trierer Antikenstätten harren eines Aufsatzes zu jüngsten Forschungs- wie Präsentationsständen.... Und im Hintergrund lauern Forderungen nach Buchbeiträgen, Essays, Berichten, Kritiken zur im April beginnenden Koblenzer Bundesgartenschau..... Ist ja nicht so, dass man Langeweile hätte oder völlig unabhängig entscheiden könnte, worüber man schreibt. Ich will nicht lamentieren, muss allerdings um Verständnis bitten, dass nicht jeder Leser jeden Tag auf dieser website findet, was er gerade für das Wichtigste hält (oder was im Falle Libyen sogar das Wichtigste wäre). *** Am heutigen Sonntag reichen Zeit und Energie gerade noch für die Kritik zum gestrigen Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz. Ein sehr gutes Konzert - mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden/Freiburg unter Alejo Pérez mit Alexander Melnikow als Pianosolist -, das eine verkürzte Ausnahmesaison in einem Ausweichquartier beschloss. ∇Konzertbesprechung hier 3.3. Militärintervention gegen Gaddafi? Keine gute Idee! Wie die meisten Libyer wünsche auch ich den Kerl und sein Regime zum Teufel. Und natürlich ist es ein naheliegender Gedanke, im Westen schon fast ein Reflex, ausländische Truppen mögen dem Befreiungskampf der Libyer zu Hilfe kommen und die Greuel der Diktatur beenden. Aber es spricht viel Schwerwiegendes dagegen. Z.B. 1. Ausländische Militärinterventionen haben das Schicksal eines Volkes selten verbessert, haben meist nur zum Wechsel vom Regen in die Traufe geführt und unterwegs jede Menge "Kollateralschäden" verursacht. Siehe zuletzt Irak und Afghanistan. 2. Durch ausländisches Militär erzwungene "Macht-" oder "Systemwechsel" haben sich fast immer als instabil erwiesen. Revolutionen mögen später kommen und der Aufbau nachrevolutionärer Ordnungen lange dauern: Sie sind dann doch der Völker eigenes Kind - besser oder schlechter geraten, aber eigen. 3. Ausländische Militärinterventionen sind (auch als vermeintlicher "Demokratieexport") nie uneigennützig und drängen dem betreffenden Land/Volk stets von Fremdinteressen beeinflusste Entwicklungen auf. Das Glück der Völker kommt letztlich weder aus dem Weißen Haus noch aus dem Berliner Reichstag. 4. Perfide Situation im Falle Libyen: Westmächte würden einmarschieren, weil sie Gaddafi in den Vorjahren aus Eigeninteressen so stark gemacht haben, dass der revolutionäre Schwung im Land ihn nicht im Handumdrehen wegfegen kann. (Und wiedermal würden die Interventionsstreitkräfte gegen Waffen antreten müssen, mit der zuvor die eigene Wirtschaft/Regierung wohlfeil den jetzigen Feind ausrüstete). 5. Eine Militärintervention, zumal unter US-Führung, würde den libyschen Aufstand spalten und hätte einen zersetzenden Einfluss auf die gesamte arabische Freiheitsbewegung. Die arabischen Massen sehen in Amerika nunmal keinen Garanten ihrer Interessen, sondern eine imperiale Macht. 6. Die Alternative blutige Niederlage der Revolution oder Freiheit durch ausländische Intervention ist eine Scheinalternative. Was sollte man auch davon halten, würde der Westen seine Militärmaschine in Gang setzen, es aber nicht fertigbringen, ein paar Zehntausend Flüchtlinge aufzunehmen und den Nachbarn Libyens massiv beizustehen bei der Versorgung etlicher Hunderttausend Flüchtlinge. ... 1.3. Ach du heiliger Bimbam! Wegen Guttenbergs unvermeidbarem Abgang geht es im Netz, im Blätterwald, auf dem politischen Parkett zu wie dereinst bei Kaisers Ableben. Die Berliner Koalitionsparteien im "Schockzustand" heißt es. CSU-Söder gibt zu Protokoll "Ich bin geschockt". Sind die so naiv oder mangelt es da einigen Herrschaften völlig an politischem Verstand? Jeder, der Augen hat, sah doch: Hätte Guttenberg sich halten können, wäre das einem Wunder gleichgekommen. Es stand zuletzt nur noch die Frage offen, wann er abgetreten wird oder selbst den Bettel hinschmeißt. Wobei ausschlaggebend für sein Ende nicht die Oppositionsfront und auch nicht die vermeintliche Kampagne der Presse war. Das hat alles mitgespielt, aber entscheidend war letztlich, dass das Verhalten des Mannes in diametralem Gegensatz zum Wertegefüge insbesondere des konservativen Bürgertums steht. Sein Mangel an Anstand, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit brachte den Menschen Guttenberg ins Zwielicht - und damit nach bürgerlichem Verständnis zwangsläufig auch den Politiker. Tugendhaftigkeit ist in diesem Verständnis unteilbar; man hat sie oder hat sie nicht. Hiervon abzusehen, braucht es bei den konservativen Anhängern des Freiherrn schon eine gehörige Menge Verdrängungskraft und Verleugnungsaufwand. Dieser Selbstbetrug wäre früher oder später unter dem traditionellen Tugendanspruch auch beim letzten ernsthaft bürgerlichen Parteigänger des Delinquenten zusammengebrochen. Andersrum ausgedrückt: Jeder halbwegs gebildete Wertkonservative weiß (müsste wissen) in tiefstem Innern, dass ungehörig ist, was Doktorand Guttenberg gemacht hat. Weiß, dass ein Mensch, der zu solch einem Betrug oder zu solch verantwortungsloser Schludrigkeit fähig ist, nicht über die für hohe und höchste politische Ämter unabdingbare persönliche Integrität verfügt. Dieses Wissen wäre dauerhaft nicht zu verdrängen gewesen, hätte sich als bitterer, zersetzender Beigeschmack zusehends breitgemacht. Dass die Kanzlerin sich dazu verstieg, im Falle Guttenberg die Teilbarkeit von Tugenhaftigkeit für Mensch vs. Minister zu postulieren, darf als einer ihrer schwerwiegendsten Fehler überhaupt betrachtet werden. Nicht wenigen Unionsanhängern gerade in den "gehobenen Ständen" stockte da der Atem oder lief klammheimlich die Galle über. Der offene Ausverkauf des bürgerlichen Wertegefüges zugunsten populistischen Stimmenfangs haut Schrammen in ihr Postament. Die längerfristigen Nachwirkungen auch für ihr eigenes Ansehen vor allem im gebildeten konservativen Bürgertum sind noch gar nicht abzuschätzen. *** Heute darf ich auf www.pecht.info den 500 000. Besucher seit Einrichtung des Zählwerkes im Jahr 2006 begrüßen (die website existiert seit Januar 2005). In den zurückliegenden vier Monaten lag die tägliche Besucherzahl jeweils über 500, der Spitzenwert bei 1487. *** 24.2. Wie hälst du's mit dem Guttenberg? Ohne weitere Worte sei verwiesen auf eine heute für die Tagespresse verfasste Analyse unter der Überschrift ∇ "Das Phänomen Guttenberg" (hier) |
Wünsche Erhellung und Anregung bei der Lektüre nebenstehender neuer Texte (s. linke Spalte Startseite) Andreas Pecht |
∇ 2011-02-28 "Guten Tag allerseits" im Monat Februar 2011 ∇ 2011-01-31 "Guten Tag allerseits" im Monat Januar 2011 |
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