Guten Tag allerseits - im Mai 2018

Zum Abschluss der Artikelserie anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx in der Rhein-Zeitung, zu der ich mehrere Texte beisteurn durfte, richtet sich der Blick auf eine kleine, je nach Ausgabe nur 40- bis 50-seitige Schrift: das  „Kommunistisches Manifest“ – die neben der Bibel meistgedruckte Publikation in der bisherigen Menschheitsgeschichte. Der von Marx und Friedrich Engels gemeinsam verfasste Text wurde seit seinem Erscheinen 1848 in mehr als 100 Sprachen übersetzt und 2013 ins Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen. Das Erstaunlichste an dieser Schrift ist: Die im ersten Teil vorgenommene Analyse des Zustands der Welt und ihrer Entwicklung liest sich streckenweise wie eine Beschreibung heutiger Verhältnisse.

Mein Artikel zum Kommunistischen Manifest
(6000 Anschlage, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)


30.05.2018

Man muss in Koblenz und am Mittelrhein keinem mehr erklären, dass auf der Festung Ehrenbreitstein stets allerhand geboten ist. Festivals, Konzerte, Vorträge, Erlebnisevents für jede Altersklasse sowie Dauer- und wechselnde Sonderausstellungen machen das einstige Preußenbollwerk zu einem Ort ebenso des Vergnügens wie der lehrreichen Information. Auf Letzteres sei im Folgenden das Augenmerk gerichtet, namentlich auf zwei große Sonderausstellungen, denen über 2018 hinaus Bedeutung zukommt. Da wäre, erstens, die Präsentation „vorZEITEN – Landesarchäologie Rheinland-Pfalz“. Mitte Mai eröffnet, bietet sie eine Zeitreise durch die hiesige Geschichte vom Urozean bis ins Mittelalter. Da wäre, zweitens, die am 13. Juni startende Ausstellung „Tradition Raiffeisen: Wirtschaft Neu Denken“. Sie knüpft an den diesjährigen 200. Geburtstag Friedrich Wilhelm Raiffeisens und dessen Genossenschaftsidee an.

Meine Ausstellungsbesprechung
(freier Lesetext, 6100 Anschläge)


29.05.2018

Man mag zur seltsamen Koalition aus 5-Sterne und Lega stehen wie man will: Was in Sachen Italien derzeit exerziert wird oder besser gesagt: das Exempel, das da statuiert wird, zeugt vom quasi direkten Durchgriff des Finanzkapitals auf die italienische Demokratie. Begleitet von einer unglaublichen Propagandakanonade neoliberaler Vor- und Nachbeter, Auguren und Bedenkenträger in Politik, Wirtschaft, Finanzwesen und Medien Europas wird da umstandslos ein Ergebnis freier Wahlen einfach in den Staub getreten. Und wir sehen beklommen die Staatspolitik am langen Arm der Börsen, Banken und Mogule gehen.


28.05.2018

Angriff der Unterirdischen. Von drei Seiten nehmen sie mich in die Zange. Erkennbar an zahllosen hügelförmigen Erdaufschüttungen treiben sie Höhlen-und Bunkersysteme ihres Dunkelreiches a) Jungpflanzen unterpflügend quer durch den Gemüsegarten, b) verstopfend den Regenflutgraben entlang der Grundstücksgrenze und c) unterminierend in die Hauswiese rund ums Holzlager. Die alten Quälgeister, Wühlmäuse, sind ausgewandert; den Freiraum erobert nun: Talpa europaea, der Maulwurf - eine blinde, fleischfressende, unermüdliche Grabemaschine. Mein Waffenschrank bleibt geschlossen, Gegenwehr scheint sinnlos, für jeden abgetragenen Hügel entstehen sofort zwei neue. Ich nehme das Treiben der talpae positiv als Lockerungskampagne für den Erdboden (hin), hoffe auf nachherige Abwanderung der Unteriridischen - und betreibe Rasenmähen bis dahin als Slalomsport. umpf.


27.05.2018

Mainz/Eltville. Das Staatstheater Mainz ist für seine jüngste Tanzproduktion in die ländliche Sommerfrische gezogen. Es lädt das Publikum zur Vorstellung in den Rheingau. „Small Places“, kleine Plätze, heißt der 90-minütige Abend, den das Choreografenpaar Guy Weizmann und Roni Haver mit der Compagnie von tanzmainz eigens fürs ehrwürdige Kloster Eberbach erarbeitet hat. Im Laienrefektoriums und im Kapitelsaal kommt es zur mal befremdlichen, mal hinreißenden Uraufführung des zweigeteilten Werkes.

Meine Besprechung der Premiere am Samstag
(3900 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)


25.05.2018

Dass dies Unterfangen ziemlich irrwitzig ist, war von vornherein klar: Auf 200 Zeitungszeilen das Wesentliche von Karl Marx Hauptwerk "Das Kapital"  möglichst allgemeinverständlich vorstellen zu wollen. Reduktion war angesagt, Konzentration auf zwei oder drei - zudem extrem verkürzt dargestellte - Kernaspekte. Ich habe für meinen heutigen "Kapital"-Beitrag zur Marx-Serie der Rhein-Zeitung die Mehrwert-Analyse ins Zentrum gestellt.  Andere Autoren hätten womöglich andere Aspekte gewählt. Aber so oder so kann jeder Zeitungsartikel wohl doch nur ein flüchtiger Blick auf diese nach wie vor bedeutsame wissenschaftliche Grundlagenanalyse der kapitalistischen Wirtschaftsweise sein.

Mein Beitrag über "Das Kapital" von Karl Marx
(6100 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent) 


24.05.2018

Auch wenn das Wetter örtlich wieder allerhand katastrophische Kapriolen schlägt, so stecken wir im Großenganzen doch überwiegend mit Freude im genussreicheren Sommerhalbjahr. Eigentlich wollte ich diesem angenehmen Umstand die aktuelle Folge 160  meiner Monatskolumne "Quergedanken" widmen. Doch hat ein grantelnder Einwurf von Freund Walter dem Text schließlich eine etwas andere Richtung gegeben.

Quergedanken 160: Sommer in Stadt und Land. Geil!
(freier Lesetext) 


23.05.2018

Eben sehe ich: Philip Roth ist 85-jährig gestorben. Er war ein ganz Großer der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Sein Roman "Der menschliche Makel" gehört zu den besten, wichtigsten und bewegendsten Lektüren in meiner zweiten Lebenshälfte. Ich war nicht so oft einer Meinung mit Marcel Reich-Ranicki selig. Dass aber zuvorderst Roth hätte den Literaturnobelpreis bekommen müssen, darin hatten sich unsere Kommentare so manches Jahr gedeckt. RiP Philip Roth


22.05.2018

Der Pfingstgeist meinte: "Steig mal wieder auf die Waage!" Ich folgte. Und siehe, das sonst so verlogene Maschinchen sprach diesmal wahr: 93. Damit hätte ich seit Jahresbeginn rund 10 Kilo abgenommen, läge nur noch 5 über meinem langjährigen Wohlfühlgewicht. Und das ganz ohne brachiale Ernährungsumstellung oder Trainingsfolter. Einfach so: An 4 von 7 Tagen das Kuchenstück/Teilchen zum Nachmittagskaffee weggelassen und die Zuckersüßhappen am Spätabend hälftig durch Nüsse und Obst ersetzt. Dann, wohl das Wirkunsvollste: Reaktivierung eines Prinzips, dem ich bis 2016 über fast drei Jahrzehnte gefolgt war = an 5 Tagen die Woche mindestens je eine Stunde schweißtreibende körperliche Arbeit oder eine entsprechende sportive Betätigung (letzteres ist bei mir in der Regel ein strammer Waldmarsch). Wohlfühlgewicht ist das Ziel der Operation, denn hübsch genug bin ich mir ja sowieso. Und das Schöne daran: Für den Selbstversorgungsanteil unseres Hausstandes bringt das allerhand, für mich obendrein jede Menge Spaß an der Freud und von puristischer Selbstquälerei findet sich kaum eine Spur.


18.05.2018

Im Rahmen der Rhein-Zeitungs-Serie über Leben und Werk von Karl Marx heute mal etwas Ungewöhnliches: Eine persönliche Erinnerung an meine Erstbegegnung mit dem Marx-Oeuvre anno 1970. Es war ein Fiasko. Denn als 15-jähriger hippiesk-antiautoritärer Jüngling hatte ich mir in maßloser Selbstüberschätzung bei völliger Ahnungslosigkeit zur Einstiegslektüre ausgerechnet erkoren: "Das Kapital". Wie kommt ein Bub auf solch eine Idee? In meiner damaligen Heimatstadt, dem studentenbewegten Heidelberg, wurde seinerzeit immer und überall über Marx gesprochen/gestritten. Da wollte ich wissen, was es mit dem Kerl auf sich hat - und scheiterte im ersten Anlauf kläglich, sein "Hauptwerk als Originaltext" lesen zu wollen.

Zum Zeitungsartikel "Wie ich als 15-Jähriger an Karl Marx scheiterte"
6200 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)


17.05.2018

Jüngst saß ich mit einigen Leuten beisammen, die alle als aufgeklärte, weltoffene Demokraten gelten dürfen - die indes reihum (von mir abgesehen) zu deutlich gehobenen Einkommensklassen gehören. Wir plauderten querbeet über Politik, den Zustand der Welt, Alltag und Soziales. Und wieder mal fiel mir auf: Weltwahrnehmung und Lebenshaltungen wohlhabender Mitmenschen unterscheiden sich vielfach beträchtlich von denjenigen sozial weniger gut und sicher gestellter Zeitgenossen. Was mich in der Ansicht bestärkt hat: Wer Wein trinkt, soll nicht Wasser predigen. Oder: Wer sich um sein Auskommen keine Sorgen machen muss, sollte sich bei Urteilen über weniger Bemittelte und Armut tunlichst zurückhalten.


10.05.2018

Für alle Vatertagsausflüger tut es mir ja leid. Sonst aber ist die heutige regennasse Unterbrechung der Frühhochsommertrockenzeit ein Segen. Die Luft mal durchgeputzt, Erde und Pflanzen bewässert, die seit zwei Wochen schon leeren Regenfässer wieder gefüllt. Prima.


08.05.2018

Gestern im Fernsehen etwas gelernt über den jüngsten Stand der wissenschaftlichen Forschung in Sachen Pollenallergie. Daraus ließe sich die Gesetzmäßigkeit ableiten: Die Natur macht die Menschen stetig kränker, weil die Menschen die Natur krank machen. Der Befund: a) Die Pollensaison beginnt immer früher und dauert immer länger; b) vor allem im urbanen Umfeld steigt die Pollenmenge drastisch an und werden die Pollen in ihrer Chemie deutlich aggressiver. Die Ursachen: ad a) Klimawandel; ad b) Reaktion der Pflanzen auf Einwirkung erhöhter Luftkonzentrationen von CO2, Stickoxiden und Ozon.


07.05.2018

Schreibt mir das heutige Horoskop der Frühstückszeitung doch diesen ehrenwerten Satz aufs Panier: "Auch wenn Ihre Beschäftigung mit höherem Wissen nicht auf einhellige Begeisterung stößt, sollten Sie sich nicht von Ihrem Weg der Weisheit abbringen lassen." Ergo: Erstens liege ich bei der aktuellen Befassung mit Karl Marx wohl richtig; und zweitens scheint es ein weiser Entschluss, jetzt zwecks Verschnaufen und Batterienaufladen mal ein paar Vertrödeltage einzulegen.

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Mit einem aufrührenden Ausrufezeichen zum Saisonschluss entließ das Koblenzer Musik-Institut am Wochenende sein Publikum in den Sommer. Beglückung, Gänsehaut hier, gar ein Tränchen da. „Das große Tor von Kiew“, finaler Teil von Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“, setzte mit seiner zu Herzen gehenden, jubilierend-harmonischen Klangpracht (hier in der Orchestrierung von Maurice Ravel gegeben) den Anrechtskonzerten des Instituts 2017/18 den rechten Schlussakkord. Denn es war eine starke Spielzeit.

Meine Konzertbesprechung
3700 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent

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Es ist nicht ohne Risiko, Tony Kushners Schauspiel „Engel in Amerika“ von 1991 heute auf die Bühne zu bringen. Noch bei der Koblenzer Erstaufführung 1997 lag über dem Stück die reale Drohung: Fast jede Aidsdiagnose ist ein sich zeitnah vollstreckendes Todesurteil. 21 Jahre später muss die jetzige Neuinszenierung am Theater Koblenz ohne diese das Publikum umtreibende finale Brisanz in der Wirklichkeit auskommen. Es ist dennoch ein weithin sehenswerter Abend von bleibender Relevanz herausgekommen.

Meine Premierenkritik
4300 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent


05.05.2018

Am 5. Mai 1818, also heute vor 200 Jahren, wurde in Trier Karl Marx geboren. Aus diesem Anlass beleuchten dort mehrere - allesamt sehenswerte - Ausstellungen dessen Leben und Werk. In der Rhein-Zeitung ist heute auf einer Marx-Sonderseite meine Besprechung der Hauptausstellung zum Werk im Rheinischen Landesmuseum abgedruckt

Ausstellungsbesprechung
(6300 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent).

Beigefügt ist dort mein Kommentar "Marx neu zu denken - das ist notwendig", aus dem ein paar Passagen hier zitiert seien:

"Wo immer der Name Karl Marx fällt, tauchen sofort auch zwei Reflexe auf: vehemente Ablehnung und vorbehaltlose Verehrung. Beide behindern eine angemessene Befassung mit dem vielschichtigen Werk eines der bedeutendsten Denker des 19. Jahrhunderts. (...)

Leider wissen viele Marx-Gegner oft herzlich wenig bis gar nichts über das Werk des Angefeindeten. Stattdessen wird Karl Marx quasi persönlich dafür verantwortlich gemacht und abgeurteilt, was im Jahrhundert nach seinem Ableben unter dem Etikett „sozialistisch“ oder „kommunistisch“ alles verbrochen wurde.

Das ist eine etwas eigentümliche Position. Niemand käme auf die Idee, etwa den Erfinder Rudolf Diesel für den VW-Dieselskandal verantwortlich zu machen oder Martin Luther für den Dreißigjährigen Krieg. Keiner würde den Verfassern des Neuen Testaments oder gar Jesus Christus selbst die Schuld an den Metzeleien der Kreuzzüge und der Hexenverfolgung zuschieben. Dem Karl Marx indes wird angelastet, dass Lenin, Stalin, Mao Tse Tung, Pol Pot, die nordkoreanischen Kim-Diktatoren oder Ulbricht, Honnecker und Co. sich auf ihn beriefen.(...)

Unter dieser Last, für die der Mann aus Trier nichts kann, ist das Marx‘sche Originalwerk fast völlig verschüttet worden. Sollten die Ausstellungen und Veranstaltungen jetzt zum 200. Geburtstag es so weit von diesem Schutt befreien, dass eine sachlich-kritische Auseinandersetzung mit dem Ouevre selbst wieder möglich wird: Es wäre ein Gewinn für das Geistesleben der Gegenwart – nicht zuletzt als interessanter Impuls für die Diskussion darüber, was warum am globalen Turbokapitalismus heute falsch läuft und eventuell dagegen getan werden kann. "


02.05.2018

Eine kleine, feine, sehr kluge Produktion kam jetzt auf der Probebühne 2 des Theaters Koblenz zur Premiere. Uraufgeführt wurde der Auftragstext "Das 20. Jahrhundert in Kartons" von Jungautorin Deborah Kötting. Bühne und Zuschauerraums sind eins. Man sitzt in der Wohnzimmerwohnung einer verschwundenen Greisin, zwischen deren über das gesamte zurückliegende Jahrhundert angesammeltem Mobiliar und Krimskrams - und sinniert über das, was drei Schauspieler aus dem Krempel an vergangenem bis eben jetzt vergehendem Denken, Tun, Erleben herausziehen. Die 95 Spielminuten werfen mit ihrer geradezu intim ausgestalteten Betrachtung des 20. Jahrhunderts zugleich die größten Fragen für das 21. auf.

Meine Premierenbesprechung
(4200 Anschläge, kostenpflichtiger RZ-Text, 49 Cent)

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