Ein "Hoch!" auf die lang Unnerbux
Glosse/Verzählche
ape. Frostig die Nächte, saukalt draußen auch bei Tage. Da wird es für den klugen Mann von Welt hohe Zeit, den Kleiderschrank umzuräumen: Wintersachen nach vorne. Gleich in die erste Linie kommen die langen Unnerbuxen; also jene famosen, des Mannes ganzes Unterstellage wärmenden Winter-Beinkleider, die frivole Volksmünder völlig zu Unrecht als "Liebestöter" denunzieren. Gerade die Damen sollten sich in dieser Wäschesache naserümpfende Spöttelei verkneifen. Denn, so habe ich heute gelernt, lange Unter- oder Drunterhosen sind in der Frauenwelt über die kalte Jahreszeit Gang und Gäbe, nur heißen sie dort anders.
Diesbezüglich aufgeklärt hat mich am heutigen Nachmittag eine junge Frau. Und das ging so: Auf dem Parkplatz des Supermarktes kommt mir die Besagte, im schönsten Mädchenalter, sichtlich fröstelnd entgegen. Obenrum nur in einem Pullover, steckt sie untenrum in fesch geschnittenen Jeans, die allerdings sind gemäß aktueller Mode großzügig durchlöchert und lassen nackte Haut aufscheinen. Weil ich bisweilen die Neugierde kaum zügeln kann, spreche ich - demonstrativ gut gelaunt und offenherzig - sie an: "Junge Frau, sie frieren ja zum Gotterbarmen. Ob diese luftige Hose da bei solchen Temperaturen die rechte Kleidung ist? Und was machen sie, wenn demnächst im Westerwald vielleicht mal wieder richtiger Winter ausbricht?"
Die Situationschemie stimmt offenbar, den sie lacht auf und räumt ein: "Hätte nicht gedacht, dass es heute so kalt ist. Muss ich jetzt durch." Meine Frage den womöglichen Winter betreffend, beschied sie wie folgt: "Ach, das geht schon sehr gut. Dann zieht man unter die Jeans eben Strumpfhosen oder Leggins an, wie bei den Röcken auch. Aber unter die Hosen bloß keine durchsichtigen oder hautfarbenen, das wäre uncool. Man soll sehen, was drunter ist; also nimmt man Schwarz, Rot, Grün, Gelb, manche stehen auch auf Weiß - jedenfalls andere Farben als die Jeans, damit sie schön durch die Löcher schimmern." Meinerseits lachend, verabschiede ich mich mit einem "wieder was gelernt".
Also, werte Geschlechtsgenossen: Bloß keine Scheu vor den langen Unnerbuxen. Die Damen wissen längst, was gut tut im Winter. Es muss ja nicht die klassische Feinripp mit Eingriff sein; Strumpfhosen und Leggins kann unsereins ebenso gut tragen - auch wenn, anders als bei den Ladies, Männerbeine durch die Stretchfassung leider keinen Deut hübscher werden.
Andreas Pecht