Nach bekanntem Muster: Kalter Krieg 2.0
Persönliche Anmerkung zur Ukraine-Krise
ape. Ob mir die Ukraine-Krise gleichgültig sei und warum ich dazu nichts schreibe, wurde gefragt. Nein, ist mir nicht gleichgültig; ich verfolge alle Entwicklungen der Lage dort sowie der öffentlichen Diskussion hier mit Argusaugen und großer Sorge. Meine eigene Haltung dazu ist allerdings einerseits noch zu vage, andererseits doch schon zu komplex, um sie eben mal in ein paar Schlagwortsätzen auszubreiten. Denn ich betrachte die Entwicklung von 1989 bis heute als EINEN Vorgang machtpolitischer wechselseitiger Ursache-Wirkungs-Mechanismen - die leider beiderseits nie wirklich friedliche Koexistenz auf gleicher Augenhöhe zum Ziel hatten.
Dies weiter aufzudröseln, würde In der derzeitigen Stimmungssituation eines Kalten Kriegens 2.0 wohl bei jedem zweiten Satz die aus den 60ern, 70ern, 80ern sattsam bekannten Empörungsreflexe von beiden Seiten auslösen. Da würde auch mein Bekenntnis nichts helfen, dass ich für das Putin-System nicht die geringste Sympathie hege. Wie umgekehrt es nichts nützen würde, meine mehr als skeptische Auffassung hinsichtlich bloß uneigennütziger Menschenfreundlichkeit des Westblocks darzulegen.
Die jetzige Zuspitzung der Situation war schon in den frühen 1990ern abzusehen. Eine angemessene Vermeidungspotilitk mochte seither aber keine Seite ins Auge fassen. Weshalb ich selbst, heute wie damals, in dieser Sache nicht Partei sein kann - sondern nur traurig bis entsetzt darüber, dass von der hohen Politik beiderseits bis zu den Denkmustern vieler Zeitgenossen offenkundig nichts aus dem menschheitsgefährdenden Kalten Krieg 1.0 gelernt worden ist. Insofern bin ich im aktuellen Augenblick erstmal um jedewede Intiative froh, die statt auf eskalierendes Säbelrasseln auf diplomatische Kriegsvermeidung setzt. Nein, es geht nicht um die Schlacht Gut gegen Böse; es geht in erster Linie um Krieg oder Frieden.
Andreas Pecht