Essays

Vorwärts in die Vergangenheit

Neujahrsessay 2015: Was ist Fortschritt? 2014 ging manches ein Schrittchen voran und zwei Schritte zurück

ape. „Der kulturelle Fortschritt ist nicht linear.” Dies sagte unlängst Ali Ahmed Said Esher, bekannter unter dem Pseuodonym Adonis, in einem Interview. Der 85-jährige gilt als wohl bedeutendster Gegenwartsdichter der arabischen Welt. Seine Aussage meint: Die Entwicklung der menschlichen Zivilisation verläuft nicht geradlinig und stetig vom Niederen zum Höheren oder vom Schlechteren zum Besseren. Sie nimmt vielmehr zahlreiche Umwege; Stillstände und Rückschritte inklusive.

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Die Neuvermessung des Menschlichen

Neujahrsessay 2014: Moderner Homo sapiens zwischen Selbstoptimierung und Entschleunigung

ape. 2010 schwappte aus den USA eine neue Lifestyle-Bewegung nach Europa: „Quantified Self“. Ihre  Anhänger streben nach Selbstkontrolle mittels genauer Erfassung eigener Vitalfunktionen und tagtäglichen Tuns. Dafür nutzen sie jede Menge vernetzte Digitaltechnik: Waagen, Schrittzähler, Pulsmesser, Schlafsensoren und mehr. Dazu kommen Apps für Smartphone und Laptop zum akribischen Organisieren, Protokollieren, Analysieren von Arbeit und Freizeit. Diese „Selbstvermessung“ dient nur einem Ziel: Selbstoptimierung – individuelle Perfektionierung für die Herausforderungen der Gegenwart. Gilt der Bewegung totale Selbstkontrolle als idealer Weg zu gutem Leben, so sprechen Kritiker von  freiwilliger Totalunterwerfung unter die marktorientierte Leistungsideologie.

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Ohne den Kuss der Musen kann es keinen echten Fortschritt geben

Neujahrsessay 2013: Die Künste waren und bleiben elementarer Bedingungsfaktor der menschlichen Zivilisation

ape. Mozart wird der Satz zugeschrieben: „Ohne Musik wär' alles nichts.“ Nietzsche sagte: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Dem Komponisten mag man die radikale Absolutheit seiner Aussage noch nachsehen, Musik war für ihn schließlich Berufung und Beruf gleichermaßen. Beim Philosophen hingegen ist die rationale Moderne geneigt, eher idealistische Schwärmerei anzunehmen. Denn wie könnten der Musik Lebenssinn stiftende Dimensionen innewohnen? Was, fragt der Konsument des 21. Jahrhunderts, sollten der Ernst des Lebens und das Freizeitvergnügen Musik gemein haben?

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Wachset und mehret euch bloß nicht noch weiter

Neujahrsessay 2012: Wir stecken mittendrin in einem gewaltigen Epochenumbruch

ape. Es ging in den vergangenen Wochen allenthalben die Rede, ein historischer Epochenumbruch stünde zeitnah bevor oder finde bereits statt. Gemünzt war diese Ansicht zumeist auf das krisengeschüttelte Europa. Ihre Schlussfolgerung lautete: Die international agierenden Finanzmärkte machen im Verbund mit der EU-Staatsschuldenkrise eine Stärkung der Europäischen Gemeinschaft als politische und fiskalische Union unabdingbar. Kurzum: Mehr Europa, weniger Nationalstaat! Dieser Weg sei zwingend, wolle die alte Welt nicht zwischen globalem Finanzkapital und Asiens Aufstieg zur neuen Supermacht in Bedeutungslosigkeit versinken.

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Neujahrsessay 2011: Die ewige Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit

Arbeiten, um in Freiheit selbstbestimmt anständig leben zu können – Würdigung der missachteten Leistungsträger

ape. Die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ fasste 1789 den zuvor schon Jahrtausende währenden Kampf um eine bessere Gesellschaft als ideelle Maxime zusammen. Gleichheit mag sich heute niemand mehr auf die Fahnen schreiben: Klingt zu sehr nach Gleichmacherei. Brüderlichkeit ist als politikfähiger Begriff perdu: Erinnert an Sonntagspredigt. Freiheit scheint hierzulande ein alter Hut, seit die Deutschen frei reden und geheim wählen dürfen. Benutzt man aber Freiheit im Sinne von Mitwirkung und Selbstbestimmung, ersetzt man Gleichheit durch Gerechtigkeit, Brüderlichkeit durch Solidarität, dann lässt sich die alte Parole als Ideal und Prüfstein für die Gegenwart verstehen.

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Neujahrsessay 2010: Die Ära des Feuers neigt sich dem Ende zu

Eine bald zehn Millarden Menschen zählenden Zivilisation muss sich von der Verbrennungsenergie emanzipieren

ape. Am Anfang der Zivilisation stand die Zähmung des wildwütigen Feuers. Gebändigt, wurde es zum Spender von Wärme und Licht, zum Kraftlieferanten und Werkzeug. Doch was Segen war, wird nun Fluch: Die Zahl der „Feuerstellen“ ist in die Milliarden gewachsen – sie fressen die globalen Brennstoffreserven weg und ihre Abgase verunstalten das planetare Klima.

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Neujahrsessay 2009: Der Staat als letzter Retter aus der Not

Das globale Finanzdesaster hat die Heilslehre des Neoliberalismus entzaubert – Zum neuen Jahr Betrachtungen über die Möglichkeit einer Zeitenwende

ape. Es sind große Worte gefallen 2008. Vom Ende des Neoliberalismus war die Rede, gar von der Geburt  eines dritten Weges zwischen Sozialismus und Turbokapitalismus. Im Zuge der Finanzkrise signalisierten  Begriffe wie Zeitenwende oder Paradigmenwechsel einen grundstürzenden Wandel der öffentlichen Meinung. Das traditionelle Neujahrsessay beleuchtet die Abkehr von den Glücksverheißungen der staatsfreien Märkte, die einhergeht mit der Hoffnung auf die Rückkehr des Staates als dominante Ordnungskraft im Interesse des Gemeinwohls.

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Neujahrsessay 2008: Im neuen Zeitalter der Nützlichkeit

Die Marktwirtschaft wird zur Marktgesellschaft: Kunst und Bildung, Kindheit und Freizeit müssen sich zusehends durch Effizienz legitimieren

ape. Zwei Drittel der Deutschen halten sich für religiös. Drei Viertel meinen, die Regierung tue zu wenig für soziale Gerechtigkeit. Und für fast alle ist Liebe das Wichtigste und Schönste auf Erden. Größer kann der Widerspruch zwischen ideeller Herzensstimmung und einer nahezu allumfassend auf Effizienz, Nützlichkeit, Rentabilität ausgerichteten Gegenwart kaum mehr sein. Zum Jahresbeginn 2008 einige Gedanken über das sich verstärkende Befremden zwischen der Realität und dem Menschlichen.

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Neujahrsessay 2007: Die neue Sehnsucht nach Geborgenheit

Mit dem Veränderungsdruck globalisierter Gegenwart wachsen menschliche Urängste und das natürliche Schutzbedürfnis

ape. Das alte Jahre wurde, das neue wird  von zwei  gegenläufigen Haupttendenzen geprägt. Einerseits stellen  Globalisierung und Klimawandel  bisherige Lebensart radikal in Frage.

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Neujahrsessay 2006: Die Moderne in der eigenen Falle

Wirklich globales Denken könnte zur Folge haben, dass die fatale Kleingeistigkeit des Wirtschafts-Globalismus auffällt

ape. Alle reden von Globalisierung. Und davon, dass man sich ihren Herausforderungen endlich stellen müsse. Dieses Essay geht der Frage nach, ob es den Zeitgenossen mit dem globalen Denken und Handeln ernst ist.

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