Wetten, dass?
Quergedanken Nr. 55
Damit das Urlaubsende nicht gar so frustrierend werde, veranstalten wir zum Ferienschluss stets ein Gartenfest. Bei totem Tier vom Rost und frischem Bier vom Fass hatten Freund Walter und ich den Mitessern/-trinkern heuer zwei Wetten angeboten. Die erste ging so: Wetten, dass bald nach der Bundestagswahl am 27. September 2009 in der rheinland-pfälzischen CDU ein Hauen und Stechen um den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2011 einsetzt? Das zweite Wettangebot lautete: Wetten, dass gleich nach Ende der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz ein heftiges Geschiebe anhebt mit dem Ziel, die Seilbahn vom Deutschen Eck zur Festung Ehrenbreitstein nicht wieder abzubauen?
Blöd, wenn niemand dagegen wettet, weil zumindest in dieser Runde kein Mensch bezweifelte, dass es so kommen wird. Doch wenigstens hatten die Wettangebote ein lebhaftes Pallaver losgetreten. Etwa über die Frage, wer denn schlussendlich seitens der CDU gegen Kurt Beck um die Ministerpräsidentschaft fechten werde – wo doch das taktische und rednerische Talent des vorsitzenden Herrn Baldauf insbesondere die eigenen Reihen regelmäßig zu inbrünstigen Gebeten mitreißt. Denkbar wäre eine Alternative mit besonders trinkfestem, verkehrstüchtigem und im Umgang mit Gesetzen kreativem Kandidaten. Vorstellbar wäre sogar die Heimkehr des berlinischen Mittelstands-Fuchses.
Könnte es nicht aber auch sein, so die Rede beim Gartenfest, dass nunmehr die Landes-CDU ihrer seit Kohls Weggang aus Mainz wenig ersprießlichen Männerbündelei überdrüssig ist? Das wär mal was, wenn die hiesigen Christunionisten unter einer Landesmama in spe gegen Landespapa Kurt zu Felde zögen. Wer sollte diese Jeanne d'Arc der CDU sein? Es kann nur eine geben: Eva Lohse, derzeit Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen. Johannas Schwert und Evas Apfel – so bewaffnet hatte Frau Doktor 2002 das seit 1945 von Sozis regierte Ludwigshafen genommen. Hier, werte Unionler, habt Ihr Eure Wechselchance. Die einzige! Denn bis 2011 bloß ein ums andere Mal den lahmen Gaul Nürburgring schinden (und dabei den eigenen Ahr-Landrat vergrämen), dürfte kaum hinreichen. Deshalb wird die Eva von der Pfalz ins Rennen gehen (müssen). Wetten, dass?!
Da sich hinsichtlich der besagten zweiten Wette auch nach längerer feucht-fröhlicher Debatte niemand fand, der darauf setzen mochte, dass die BUGA-Seilbahn wie mit der UNESCO besprochen nach drei Jahren freiwillig und umstandslos demontiert wird, machte Freund Walter folgenden Vorschlag zur Güte: Lasset dann das ganze betroffene Volk entscheiden, ob es Ehre, Pflichten und Nutzen eines Lebens im Welterbe behalten, oder ob es Gefahr laufen will, das Welterbe für eine Brücke dort und eine Seilbahn hier zu riskieren. So eindeutig wie diverse Interessensgruppen vorort bisweilen tun, sind die Mehrheiten womöglich gar nicht.
Wer aber soll volksentscheiden? „Natürlich alle Bürger die im Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal festen Wohnsitz haben.“ Sollen etwa Koblenzer, Lahnsteiner und Braubacher über die Loreleybrücke mitabstimmen. „Ja sicher, das Welterbe ist doch ein zusammenhängendes Gebiet, eine Einheit, und kritische Veränderungen an einer Stelle betreffen alle Einwohner,“ dozierte der Freund. „Woraus zwingend folgt, dass die Bürger der Loreley-Gemeinden oder Boppards, ja selbst die paar zum Welterbe gehörenden Hessen ihr Votum auch für oder gegen die Seilbahn in Koblenz abzugeben hätten. Nicht die UNESCO hat uns gebeten, das Mittelrheintal als kompaktes Flächen-Welterbe zur Verfügung zu stellen; wir haben es so gewollt. Unser Wille geschehe. Weshalb nun die lokalen Kirchtürme nicht mehr das Maß der Dinge sein können.“ Sprach's und fügte nach guten Zügen aus Bierglas und Tobaksrolle hinzu: „Das gibt noch Knatsch am schönen Mittelrhein. Wetten, dass?!“