Die letzten Fichten fallen

Klimawandel macht tabula rasa im Westerwald

ape. Von drauß' vom Walde komm' ich her und muss euch sagen: Es ist ein Elend dorten. Nach zwei langen Wanderungen am Pfingstwochenende in die weitere Umgebung und heute wieder durch den Hauswald muss ich, müsste selbst der sprichwörtliche Blinde mit Krückstock feststellen: Für den Unterwesterwald ist die Baumart Fichte unübersehbar ins finale Stadium des Aussterbens eingetreten. Ich konnte nirgendwo mehr einen gesunden Fichtenbestand ausmachen.

Obwohl in den vergangenen Wochen bereits hunderte Schwerlaster abertausend Festmeter Fichtenstammholz des 2019er Noteinschlags abtransportiert haben, liegen davon noch riesige Berge an den Waldwegen aufgestapelt. Doch schon läuft der 2020er Noteinschlag auf vollen Touren. Das Foto ist am heutigen Vormittag an der Landstraße unweit unseres Dorfes aufgenommen und zeigt einen "Vollernter", der im Minutentakt vom Borkenkäfer befallene, kranke und tote Fichten niederwirft.

Weil in der hiesigen Region seit gut 30 Jahren Fichten nicht mehr in großflächigen Monokulturen, sondern überwiegend in Clustern von 0,5 bis 2 Hektar gezogen werden, wirkt der Wald inzwischen wie ein Schweizer Käse: Die Löcher, das sind vormalige Fichtenstücke inmitten des überwiegenden Mischwaldes. Und schaut man über die Höhen, sieht man die noch kommenden Löcher: Braune Flatschen - sterbende Fichtengruppen oder sogar Einzelbäume - ragen allerorten aus dem Grün hervor.

Gewiss, die Fichte ist eigentlich in kühleren Gefilden weiter im Norden daheim und wurde hierzulande eingeführt. Doch immerhin rund 200 Jahre kam sie mit den hiesigen klimatischen Bedingungen ganz gut zurecht. Nun aber, da es fortwährend wärmer und trockener wird, ist diese Baumart die erste, die sich in deutschen Landen dem Klimawandel ergeben muss.

Andreas Pecht

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