"Black Friday" in Corona-Zeiten: ein Unding

Zwischenruf zum kommenden Wochenende

ape. "Jetzt schlägt's aber 13! Das kann ja wohl nicht angehen!" Ausruf zwischen völligem Unverständnis und Empörung heute am Frühstückstisch bei Durchsicht der Werbebeilagen in Tageszeitungen und Anzeigenblättern. Da posaunen Geschäfte, ja ganze Gewerbegebiete und/oder innerstädtische Bereiche für den 27./28.11 zum "Black Friday", "Black Weekend", "Black Sale"... . Natürlich, man gönnt dem örtlichen Einzelhandel gerade jetzt jeden Umsatz-Euro. Und selbstredend bin auch ich (schon immer) entschieden dafür, am Ort einzukaufen, statt Amazon und Co. die Taschen voll zu machen. Aber mitten in der epidemiologisch bislang schwierigsten Phasen der Corona-Seuche eine zweitägige Schäppchenjagd anzublasen, das ist einfach ein Unding.

Wir wissen doch, was bei solchen Sonderverkaufsaktionen passiert, zwangsläufig immer und überall: Es strömen große Menschenmassen zusammen, deren Aufmerksamkeit sich vor allem darauf richtet, irgendwas tatsächlich oder vermeintlich besonders Preisgünstiges zu ergattern. Man mag davon halten, was man will, aber es ist halt de facto so, dass die über Jahrzehnte gezielt beförderte Schnappchenjägerei inzwischen wohl mehr als der halben Bevölkerung quasi ein tief eingewurzeltes Grundbedürfnis geworden ist. Im jetzigen Augenblick mit einer Black-Friday-Kampagne auf die Mobilisierung dieses Bedürfnisses in einem engen Zeitrahmen zu setzen, wird das genaue Gegenteil von Kontaktbeschränkung zur Folge haben. Da mag sich dann anschließend für so manchen und die Gemeinschaft der Black Friday als schmerzhaft real schwarzer Freitag erweisen.

Eigentlich sollte man von einem verständigem Einzelhandel Klügeres erwarten. Etwa eine Kampagne nach der Devise: "Sie müssen sich nicht am Freitag oder an den Samstagen in den Einkaufsmeilen drängen. Wir haben die ganze Adventszeit über gleichwertig attraktive Angebote für sie - an jedem Wochentag von XX bis XX Uhr. Helfen sie mit bei der Kontaktreduzierung und genießen sie dennoch ihren Einkauf." Und/oder: "Wenn sie in Corona-Zeiten nicht persönlich zu uns kommen wollen, nutzen sie unser Internet-Angebot. Auch wir liefern prompt zu ihnen nach Hause, was sie bei uns bestellen."  Wenn es schon Internet-Einkauf sein soll, dann schaue man sich im Netz ein bisschen das lokale/regionale Umfeld an. Dort nämlich findet sich: Wie fast alle Buchhändler, so betreiben inzwischen auch etliche andere örtliche Geschäfte eigene Online-Shops nebst Versandservice.

Andreas Pecht

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