"Andreas Pecht erörterte die Frage: Was ist Fortschritt?“
Pressestimme zu meinem Vortrag am 16.6. in Altenkirchen
Der nachfolgende Text ist ein Bericht in der Lokalsausgabe Altenkirchen der Rhein-Zeitung (18.06.2015)
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"Von unserer Mitarbeiterin
Julia Hilgeroth-Buchner
Altenkirchen. Zwanglos, humorvoll und inspirierend: Der Abend mit dem Kulturjournalisten Andreas Pecht sprengte in vieler Hinsicht die Konventionen des modernen Präsentationswesens. Pecht war der Einladung von Rebecca Staal vom Kulturbüro Haus Felsenkeller gefolgt, die dem im August anstehenden Straßentheaterfestival „AsphaltVisionen“ zurzeit eine Reihe von unkonventionellen Veranstaltungen vorschaltet. Erstmals stellte nun „Die Tätowiererin“ Katja Manz-Schumann ihre angenehmen Räumlichkeiten als Veranstaltungsraum zur Verfügung. Ein mutiges Experiment oder eine Überforderung für das Altenkirchener Kulturpublikum?
Schließlich fand sich doch noch ein kleiner Kreis äußerst verschiedener, aber offenbar am selben Thema interessierter Menschen ein, die zwei ungezwungene, heitere und interaktive Stunden mit Pecht und seinen Ausführungen zum Thema „Fortschritt“ verbrachten. Entspannt auf dem Sofa hockend, unternahm der viel beschäftigte Journalist und Theaterkritiker einen Rundumschlag, der nach eigener Aussage „frei von der Leber weg“ entstanden war und trotzdem einem fein gesponnenen roten Faden folgte.
So stellte er zunächst fest, dass der Begriff „Fortschritt“ trotz verschiedener Gegenbewegungen seit 250 Jahren von der Vorstellung des technischen und naturwissenschaftlichen Fortschritts geprägt sei. In Bezug auf Kunst, Kommunikation und Soziale Medien sprach Pecht von einer bedenklichen, schnelllebigen Häppchenkultur. In puncto Alcopops, geschmacksmanipuliertes Essen, sprachgesteuerte Fernseher oder bewusstes Preisgeben von Daten stellte er die Frage, ob „uns das tatsächlich weiterbringen“ würde: „Der Nutzen steht dem Schaden, den die Lebensweise nimmt, gegenüber.“
Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob offene Pogrome gegen Volksgruppen in Deutschland heute noch denkbar wären. Einigkeit herrschte dagegen darüber, dass in der Verteilung der weltweiten Reichtümer, der Ausbeutung von Arbeits- und damit Lebenskraft und beim Raubbau an Ressourcen bisher keine Veränderung erreicht worden ist.
Zur finalen Frage, was unter diesen Umständen denn noch „Glück“ bedeuten könne, rief Pecht zur Toleranz für unterschiedliche Lebensentwürfe auf: „Jeder wird nach eigener Facon glücklich.“ Zwar war nicht alles neu an diesem Abend, es machte aber trotzdem viel Spaß, dem geübten Rhetoriker mit der starken Körpersprache beim „laut denken“ zuzuhören."
(In den Artikel eingeblocktes Zitatelement):
"Schickt mal den gesamten Billiglohnsektor 14 Tage streiken - die gesamte Volkswirtschaft würde nicht mehr funktionieren." Andreas Pecht prangerte die Ausbeutung der Arbeitskraft als nicht fortschrittlich an.