30.03.2019
Die Schülerbewegung Fridays for Future scheint vorerst keine Ende nehmen zu wollen. Während die Aktionen in manchen Städten immer wieder vorübergehend pausieren, kommen jeden Freitag auch neue Orte hinzu. Es ist an der Zeit sich einige Sachverhalte vor Augen zu führen, die diese Bewegung unserer Jüngsten zu einem so noch nicht dagewesenen Phänomen machen. Zugleich liegt nun die erste Studie vor, die der Frage nachgegangen ist "Wer demonstriert da warum?".
Mein kleiner Faktencheck (freier Lesetext)
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Drei Tanzproduktionen mit völlig unterschiedlichen Ausdrucksformen an einem Abend. Geboten von drei Ensembles aus drei Ländern. Zeitversetzt aufgeführt in drei Spielstätten des Mainzer Staatstheaters. Das war jetzt der Auftakt zum „tanzmainz festival #3“, in dessen Dienst das Theater elf Tage lang sämtliche personellen und technischen Ressourcen sowie Bühnen stellt. Bis zum 6. April zeigen 15 Compagnien aus Europa, Amerika und Asien einen Querschnitt aus dem aktuellen Weltgeschehen der modernen Tanzkunst.
Mein Artikel anlässlich des Eröffnungsabends (4200 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
Rundblick im Netz, Aktionen heute (29. März) Fridays for Future. Auf die Schnelle gefunden: Berlin (15000 bis 25000), Münster (2000), Düsseldorf (500), Köln (400), Dortmund (400), Göttingen (300), Offenbach erstmals dabei (350), Wolfsburg (200), Bad Gandersheim (150)... Ohne Zahlenangaben Weilerswist, Jena, Dresden, Eutin, Kulmbach; Wien, Gmunden ...
28.03.2019
Doch ja, ich würde es begrüßen, wenn die Briten eine zweite Volksabstimmung über den Brexit abhalten würden. Nein, das hat nichts zu tun mit "so lange abstimmen, bis das Ergebnis passt"; zumal der Ausgang durchaus offen ist. Es hat vor allem zu tun mit zwei Umständen: 1. Im Unterschied zur Propaganda-vernebelten Erstabstimmung wissen nun ALLE Briten, worum es tatsächlich geht. Und 2. (dies für die Formalisten): Was macht man in Demokratien für gewöhnlich, wenn aus Wahlen keine handlungsfähige Regierung hervorgeht? Ganz einfach: Man wählt nochmal. Warum sollte für Volksabstimmungen partout nicht gelten dürfen, was für Parlamentswahlen gilt?
27.03.2019
Der März endet. Damit ist es Zeit, den Winter 2018/19 meteorologisch zu bilanzieren. Das geht kurz und bündig so: Es hat in unseren Breiten außerhalb der alpinen Räume - einmal mehr - keinen Winter gegeben. Die Tage strengen Frostes sind an zwei Händen abzuzählen, für diejenigen mit Schnee und Eis braucht es nur eine. Man muss nichtmal die Wissenschaft bemühen, um das einzuordnen: Von dem, was seit meiner Urgroßeltern Zeit (dem mittleren 19. Jahrhundert) als wintertypisch überliefert wurde, ist im frühen 21. Jahrhundert eigentlich nur die längere Dunkelheit geblieben.
25.03.2019
©Foto: Jens Weber
Etwa 150 Interessierte kamen am Samstag auf der Festung Ehrenbreitstein zu einer Tagung zusammen. Von früh bis in den Abend hörten sie Vorträge von Wissenschaftlern und Fachleuten aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Österreich und der Schweiz unter dem Leitthema: „Oberes Mittelrheintal – Zum Umgang mit einer europäischen Kulturlandschaft“. Es geht dabei nicht ausdrücklich um die Bundesgartenschau (Buga), die 2029 das Unesco-Welterbegebiet von Koblenz bis Bingen umfassen soll. Denn auch ohne das Mammutprojekt wäre eine Perspektivendiskussion für das Welterbetal überfällig. Allerdings schwingt die Buga im Hintergrund stets mit.
Mein kompakter Tagungsbericht (4800 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
23.03.2019
Wegen Zeitmangels erst heute und auch nur sehr knapp der Netz-Rundblick auf die Aktionen von FridaysforFuture gestern am 22. März. Wie erwartet, ist nach den Riesendemos am 15.3. diesmal alles etwas kleiner verlaufen. Auffällig allerdings: Es sind auch gestern eine Menge Städte hinzugekommen, wo es erstmals FFF-Aktionen gab, so zB Ludwigshafen (400), Herford (300), Oderan (250), Eichstätt (500), Waldshut (300), Hanau (?), Hof (?)... Weitere Orte in Deutschland, die ich auf die Schnelle gefunden habe: Münster (200), Stuttgart (1000), Köln (500), Berlin (1000+), Ilmenau (200), Remscheid (800), München (1600+)... In NRW sollen es gesamt 5000 gewesen sein. Schwerpunkt in Westeuropa war gestern Norwegen, wo "einige zehntausend" Schüler auf den Straßen waren.
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Leseempfehlung. Famoser Artikel aus der "Zeit", an FDP-Lindner aufgehängt, aber nicht nur ihn meinend. Auszug: "... Politiker wie Lindner oder Altmaier empfinden offensichtlich schlicht alle ökologischen Grenzen als Beleidigung ihres Intellekts und ihrer diskursiven Fähigkeiten. Weil sie jedoch mit der Natur auf Dauer schlecht diskutieren können, übertragen sie ihren Ärger einfach auf den politischen Gegner. Denn sie tun so, als hätten die bösen Grünen oder die verrückten Schüler die planetarischen Grenzen erfunden. Und wollten nur aus reiner Boshaftigkeit das Porschefahren teurer machen..."
"Klimawandel: Die Liberalen verstehen die Welt nicht mehr" (hier)
22.03.2019
Es gibt derzeit im Netz eine Menge Leute, die sich um die Integrität von Greta Thumberg und FridaysforFuture "sorgen". Dabei sind im wesentlichen zwei Gruppen zu unterscheiden. Die eine versucht, zu ergründen, welche düsteren Kräfte im Hintergrund Greta als ihre Marionette aufgebaut haben könnten. Die andere Gruppe weiß vorgeblich schon, welche Kräfte das sind und posaunt darüber die krudesten Theorien in die Welt.
Eine Anmerkung dazu (freier Lesetext)
20.03.2019
"Latrinen aller Geschlechter vereinigt euch!" habe ich die aktuelle Nr. 169 der Monatskolumne "Quergedanken" betitelt. Natürlich ist das eine Art nachfastnachtliche Betrachtung. Diese schreibt sich jedoch weder das Abwatschen noch die Glorifizierung von AKK aufs Panier. Eher geht es um den grundsätzlichen Umstand, dass wissenschaftlicher Fortschritt, gesellschaftliche Freiheitlichkeit und moderne Aufklärung im althergebrachten Weltbild fest verankerte Ordnungs- und Normalitätsvorstellungen erschüttern. Der Homo sapiens besteht nun mal objektiv nicht nur aus zwei Geschlechtern.
"Quergedanken" Nr. 169 hier (freier Lesetetxt)
19.03.2019
Seit den frühen 1990ern gibt es in Koblenz alljährlich ein Ereignis, von dem die breite Öffentlichkeit daheim zwar nur wenig Notiz nimmt, das aber in einem speziellen musikalischen Fach weltweit höchstes Ansehen genießt: das International Guitar Festival & Academy. Im jetzt 27. Jahrgang belegt das Festival im Juni eine gute Woche lang (2.6. - 10.6.) die gesamte Rhein-Mosel-Halle sowie das Kurfürstliche Schloss. Dann kommen wieder Gitarristen vornehmlich der klassischen und jazzigen Richtung aus rund 50 Ländern nach Koblenz, um zu lehren, zu lernen und zu konzertieren. In diesem Jahr wird Wolf Biermann mit dem unregelmäßig vergebenen Ehrenpreis des Festivals für ein bedeutendes Lebenswerk ausgezeichet.
Mein Artikel über Anfänge, Entwicklung, Gegenwart des Festivals (freier Lesetext)
18.03.2019
Hinter Glas ein Werk, das aussieht, als habe es bei einem Wohnungsbrand nur schwer beschädigt gerettet werden können: rußverschmiert, die Leinwand angesengt, Farbe und Lack blasig, die Oberfläche vom Feuer aufgerissen. Doch ist, was da im Hauptsaal des Richard-Meier-Baus an der Wand hängt, nicht das Überbleibsel eines Unglücks. Vielmehr handelt es sich um eines der Feuerbilder, mit denen Otto Piene in den 1960ern das Ausdrucksspektrum der zeitgenössischen Kunst erweitert hat. Dem 2014 verstorbenen Künstler widmet das Arp Museum jetzt eine hochkarätige Ausstellung unter dem Titel „Otto Piene – Alchemist und Himmelsstürmer“.
Meine Ausstellungskritik (4500 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
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Ein hübsches Eingangsstück, ein Mittelteil, über den die Meinungen etwas auseinandergehen, ein Finale, das die Hörerschaft in der Rhein-Mosel-Halle reihum entzückt: So ließe sich kompakt das achte Anrechtskonzert beim Musik-Institut Koblenz resümieren. Das wurde unter Leitung Garry Walkers orchestral von der Rheinischen Philharmonie bestritten. Der solistische Gast kam mit der international hoch angesehenen Sopranistin Michaela Kaune diesmal aus dem Gesangsfach.
Meine Konzertbesprechung (3800 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
17.03.2019
William Forsythe, Altmeister der zeitgenössischen Ballettavantgarde, hatte 2010 in Frankfurt das Projekt "Motion Bank" ins Leben gerufen. Dessen Bemühen um Dokumentation von Tanzproduktionen mittels modernster Motion-Capture-Kameratechniken und Computervisualisierung musste 2013 eingestellt werden. Forsythe's früherer Mitarbeiter Florian Jenett hat es als Professor an der Hochschule Mainz jüngst wieder aufgenommen. Eines der ersten Ergebnisse ist nun eine Kooperation der Hochschule mit der Compagnie von tanzmainz und der Kunsthalle Mainz. Diese verbindet Tanzkunst, deren technische Dokumentation sowie von der Choreografie angeregte Arbeiten von sechs Bildenden Künstlern zum Gesamtprojekt "Between us".
Mein Bericht dazu (4600 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
16.03.2019 (10.25 Uhr)
Greta Thumberg teilt soeben mit: Nach den jüngsten Rückmeldungen ergibt sich, dass in summa am gestrigen Freitag weltweit 1,4 MILLIONEN Menschen an Aktionen von FridaysforFuture teilgenommen haben. Hätte es nicht diesen entsetzlichen rassistischen Terroranschlag auf betende Muslime in Neuseeland gegeben, dieser Freitag hätte als Tag der Freude und großer Hoffnung verzeichnet werden können. Es bleibt neben Trauer um die Terroropfer, Mitgefühl für deren Angehörige und Zorn auf den/die Täter zugleich der Gedanke: Junge Leute, die in der Gewissheit für mehr Klimaschutz streiten, dass sie Freunde und Mitstreiter in aller Welt und unter allen Völkern haben, sind für Rassimus weniger bis gar nicht anfällig.
FRIDAYS4FUTURE, globaler Aktionstag. Mein schneller Netzrundblick muss heute vor der Masse der Nachrichten kapitulieren. In den meisten Städten haben viel mehr Schüler und Leute mitgemacht als erwartet. Und auch in Örtchen, von denen ich noch nie gehört habe, gab es Demos. Ein paar Überblickszahlen zu Teilnehmern sowie etliche Einzelbeispiele:
Deutschland gesamt: ca 300 000. Australien gesamt: ca 150 000. Österreich gesamt: ca 30 000. Schleswig-Holstein gesamt ca 15000. Meck-Pom gesamt: 4600. Rheinland-Pfalz gesamt: ca 6000.
Einzelne Städte (Inland): Berlin 25000, Köln 10000+, Hamburg 10000+, Bremen 5000, Kiel "tausende", München ca 10000, Frankfurt/M um 9000, Lübeck 2500, Münster 2500, Jena 1300, Rostock 1200, Erfurt 500, Schwerin 800, Regensburg 1000, Mannheim 1200, Mainz 1200, Göttingen 1000, Koblenz 500+, Frankenthal 800, Trier 700, Neustadt/Weinstr. 400....
Ausland: Melbourne 20000, Wien 10000+, Innsbruck 5000, Linz 3500... Nachtrag: Es gab große bis sehr große Aktionen u.a. auch in Rom, Paris, London, Madrid, Warschau, Bangalore, Hongkong, Tokio.... Es gab Aktionen in der Türkei, der Ukraine, in Brasilien.... Und es gab Aktionen in mehr als 100 Städten der USA.
14.03.2019
Bemerkenswerter Leitartikel auf Seite 1 der Wochenzeitung "Die Zeit" über die Beweggründen der weltweiten Schülerbewegung für eine effektive Klimaschutzpolitik. Auszug: "(...) Dieser Zeitdruck (beim Kampf gegen den Klimawandel. ape) konstituiert einen harten Interessengegensatz zwischen denen, die in 30 Jahren 50, und jenen, die dann 100 sind. Weil den einen dann das Wasser bis zum Hals stehen könnte, während die anderen nicht mehr auf dieser Welt sind. (...) Wenn die Politik so weitermacht, dann läuft nicht nur Deutschland in einen Generationenkonflikt hinein, gegen den 68 ein Kindergeburtstag war. Damals ging es vor allem um die deutsche Vergangenheit (und den Krieg in Vietnam), heute geht es um die globale Zukunft. Freitag wird wieder demonstriert, wohl so zahlreich und so international wie bislang noch nicht."
12.03.2019
Vergangene Woche hatten 700 Wissenschaftler/innen eine Stellungnahme der Initiative #Scientists4Future zu Unterstützung der Schüleraktionen für mehr Klimaschutz unterschrieben. Bei Veröffentlichung der Stellungnahme heute (12.3.2019) sind es mehr als 12 000 renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftspublizisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die gemeinsam erklären: "Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt".
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FRIDAYS FOR FUTURE, globaler Aktionstag am 15.03.2019. Die Schüler haben ALLE umweltbewussten Menschen aufgerufen, an ihren Demonstrationen teilzunehmen. > Überblick über bis eben für diesen Freitag gemeldete Aktionen in Rheinland-Pfalz und angrenzenden Regionen:
RLP: Bad Kreuznach (11.30 Paulskirche), Mainz (10.00 Hauptbahnhof), Ingelheim (10.00 Bahnhof), Koblenz (11.55 Hauptbahnhof), Trier (10.00 Domfreihof), Kaiserslautern (11.30 Hauptbahnhof), Landau (10.00 Rathausplatz), Neustadt/Weinstr. (10.00 Marktplatz), Speyer (11.00 St.-Guido-Stifts-Str.), Frankenthal (11.00 Speyrer Tor), Worms (10.00 Hauptbahnhof), Altenkirchen (17.00 Marktplatz).
Nachbarschaft: Heidelberg (11.00 Marktplatz), Mannheim (11.00 Schloss Ehrenhof), Darmstadt (10.00 Luisenplatz), Frankfurt/M (12.00 Bockenheimer Warte), Wiesbaden (12.00 Hauptbahnhof), Saarbrücken (10.00 Kongresshalle), Gießen (11.30 Berliner Platz), Siegen (10.30 vor Bluebox), Siegburg (9.30 Siegburg Markt), Bonn (9.30 Münsterplatz), Köln (9.00 Bahnhofsvorplatz)
11.03.2019
„Heimat, das ist eine Emotionswolke“, erklärte Konrad Wolf jetzt in Mainz bei der Vorstellung des Programms für den Kultursommer Rheinland-Pfalz 2019. Heimat bedeute Vielfalt in positivem Sinne, könne und dürfe gerade kein Ausgrenzungsbegriff sein. Derart umreißt der Kulturminister zugleich die Grundintention, die mit dem diesjährigen Motto "heimat/en" verfolgt wird: Vom Oberwesterwald bis in die Südpfalz sollen viele der 200 vom Kultursommer geförderten Projekte jene Elemente ins Bewusstsein rücken, aus denen sich die kulturelle Vielgestaltigkeit und Offenheit von Heimat zusammensetzt.
Mein Vorbericht (4800 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
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Langer Beifall von einem berührten Publikum. Zwei Stunden hat das neunköpfige Ensemble eindringlich, ernsthaft und ohne überdrehte Sperenzien den Fall des jungen Deutschen Hans verhandelt. Der wird von seiner Tante Alex beauftragt, sich an der Uni Cambridge in einen elitären Zirkel einzuschleichen, um dort begangene Verbrechen aufzuklären. Diese Geschichte machte 2017 als Roman „Der Club“ von Takis Würger in der Literaturszene Furore. Jetzt hat Regisseur Philipp Krenn mit Anna-Sophia Güther und den Schauspielern eine Theaterfassung daraus gemacht und im Staatstheater Wiesbaden auf die Bühne gebracht.
Meine Premierenkritik (3600 Anschläge, RZ-Text, 49 Cent)
10.03.2019
Die Konzertbesucher und Öffentlichkeit vergessen oft, dass Orchestermusiker auch lohnabhängig Beschäftigte sind, ganz normale Angestellte mit hierzulande ganz normalen Pflichten und eben auch Rechten. Etwa dem Recht auf freie Wahl einer Belegschaftsvertretung, die die Interessen der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber vertritt. Mit dem beim Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz aus fünf Vertretern bestehenden „Personalrat“ habe ich gesprochen, um mal einen Blick hinter den Kulissen auf dieses Gremium und seine Arbeit zu werfen.
Hier mein Bericht (freier Lesetext, 11700 Anschläge)
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"Wenn sich Kinder und Teenager politisch äußern, verlieren manche Erwachsene die Fassung. Warum eigentlich? Über Greta Thunberg, ihre Anhänger und ihre Gegner." Zu diesem Thema hat Tobias Rüther - ein "links-grüner Versiffung" eher unverdächtiger Feuilletonist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) einen langen, sehr nachdenklichen und klugen Artikel geschrieben. Dessen Lektüre möchte ich allseits ans Herz legen.
So, nach ein paar freien Tagen wieder volles Programm in der Schreibstube. Neben dem im März opulenten Aktuellgeschäft ist noch der letzte Schliff am Vortrag "Heimat - Kampfbegriff, Sehnsuchtsort, Utopie" zu machen (11.4. Haus Felsenkeller Altenkirchen, 8.5. Marienberger Seminare Bad Marienberg). Parallel habe ich mit der Materialsammlung für Herbstvorträge über Leben und Werk des Alexander von Humboldt begonnen. Schon die ersten Sichtungen in dessen jetzt 250. Geburtsjahr lassen deutlich werden: Das ist inhaltlich brandaktueller Stoff, denn dieser Humboldt war nicht einfach ein forschender Abenteurer. Er war vielmehr einer der ersten neuzeitlichen Wissenschaftler und Denker, der aus Betrachtung der Realität die Erkenntnis ableitete, dass auf unserem Planeten "alles mit allem vernetzt ist" - auch das Soziale, Politische, Ökonomische mit dem Ökologischen.
Interessante Entwicklung: Wissenschaftler und prominente Wissenschaftspublizisten stellen sich in großer Zahl (bis jetzt mehr als 700) mit ernstem Appell an die Seite der jungen Menschen von Fridays for Future. Mit dabei zB Hans-Joachim Schellnhuber, Claudia Kemfert, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Eckart von Hirschhausen, Ranga Yogeshwar, Barbara Praetorius, Dirk Uwe Sauer, Sven Plöger ...
Siehe hierzu Bericht des "Tagespiegel" Berlin
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In einer Sache möchte man diversen Zeitgenossen einfach genaueres Hinschauen empfehlen: Der inzwischen fast sprichwörtlich gewordene Vorwurf, Umwelt- und Klimaschützer würden Panik und Weltuntergangsszenarien verbreiten, ist weitenteils nur ein (von interessierter Seite gepflegtes) Vorurteil. Die Warnungen, der Klimawandel werde gravierende Auswirkungen auf die Zivilisation haben und das zeitnäher als bislang angenommen, werden sprachlich (Framing) einfach zu "Weltuntergangs-/Apokalypseszenarien" umgedeutet. Dabei sind diese Warnungen ja keine Fantasmen, sondern wissenschaftsgestützte Sachaussagen. Ebenso die Feststellung, dass das Zeitfenster zum tatsächlich effektiven Gegensteuern immer kleiner wird.
Wir haben im Moment leider eine Situation, dass Teile der Öffentlichkeit schon die Verbreitung solcher Sachaussagen, erst recht alle Überlegungen, was daraus für Konsequenzen zu ziehen seien, mit dem Bannstrahl der "Panikmache" belegen - womöglich um dadurch den wissenschaftlichen Forschungsstand selbst unglaubwürdig/lächerlich zu machen. Panik und Hysterie mache ich derzeit aber vor allem auf Seiten derer aus, die - je deutlicher die Unausweichlichkeit einer ökologischen Wende wird - bis zur wildgewordenen Gehässigkeit auf Wissenschaft, Warner und für die Öko-Wende engagierte Menschen (derzeit vor allem die Generation der eigenen Kinder und Enkel) dreinschlagen.
04.03.2019
11.30 Uhr, Rosenmontag, Unterwesterwald: Teils strahlend blauer Himmel und Sonnenschein bei 12 Grad. Allerdings klappert, poltert, pfeift, heult, quietscht es gehörig im Gebälk und drumherum. Wir würden hier nicht "schweren Sturm" nennen, was da ums Haus und über die Landschaft rumort. Aber der Wind weht kräftig bis sehr kräftig - und ich sah eben auf der Fahrt zum Nachbarort auch einige umgefallene Bäume und etliche Astbrüche. Also ihr Jecken da draußen bei de Züch: Gebt ein bisschen acht auf euch und die Mitfeierer. Ansonsten: Habt Spaß an der Freud.
03.03.2019
Ausgedehnte Lektüre der Wochenzeitungen beim Sonntagsfrühstück bestätigt meinen Eindruck, dass sich im globalen Zeitgeist zwei neue Tendenzen breitmachen. 1. Die Weiterentwicklung des Umweltschutzdenkens in Richtung eines stärker werdenden Verlangens nach einer echten und durchgreifenden ökologischen Wende. 2. Ein von linken Systemkritikern über die Wirtschaftswissenschaften bis in konservative IWF-Kreise reichendes Nachdenken über eine sozialökonomiosche Wende. Darüber also, dass der Kapitalismus "gezähmt" oder "zivilisiert" werden muss, die Ausdehnung der Kluft zwischen Reich und Arm gestoppt werden muss und die Priorität des Wirtschaftens auf Gemeinwohlnutzen und Sozialpflichtigkeit des Kapitals zu setzen ist, statt auf Shareholder-Value und unmäßige Funktionärsbereicherung.
Dazu mag man nun im einzelnen stehen wie man will. Zuerst einmal ist einfach festzuhalten: Es gibt beide Tendenzen in unterschiedlichster Ausprägung auf breiter Front (nicht zuletzt jetzt in den USA). Und besonders interessant wird die Sache dort, wo beide Tendenzen - vernünftigerweise und naturgemäß - eng miteinander verzahnt auftreten.
01.03.2019
Fridays for Future, 1.3., schneller Netzrundblick (unvollständig) auf heutige Aktionen in Deutschland. Gefunden Folgendes: Größte Demo in Hamburg mit Greta Thunberg als Gast (Zahlen unklar, schwanken von 4000 bis "mehr als 10 000" bei BILD-online). Münster (1000), Düsseldorf (500), Weimar (200), Neumünster (500), Werries/Hamm ("Hunderte"), Stuttgart (200), Springe in Niedersachsen (200), Dannenberg (180), Hof (230), Dortmund (300), Greifswald (100). Weitere Aktionen ohne Zahlenangabe: Biberach, Nürnberg, Frankfurt/M., Regensburg, Essen, Reutlingen, Bersenbrück, Deggendorf, Magdeburg, Marburg....